Im italienischen LMP2-Team Cetilar Villorba Corse (Startnummer 47) geht einer der großen Stars der European Le Mans Series an den Start: Luíz Felipe de Oliveira Nasr. Der Brasilianer mit dem klingenden Namen war 2015 und 2016 für Sauber in der Formel 1 im Einsatz. Wir haben den 25-jährigen vor seiner ELMS-Premiere am Red Bull Ring zum Interview gebeten und mit ihm über Besonderheiten und Eigenheiten von Langstrecken-Rennen gesprochen.
Servus Felipe, du kennst den Red Bull Ring aus deiner Zeit in der Formel 1 und GP2. Wie gefällt dir die Rennstrecke?
Für mich ist es immer großartig nach Österreich zu kommen. Ich schätze das Land und ich liebe diese Rennstrecke – schließlich hatte ich hier am Red Bull Ring mein bestes Qualifying-Ergebnis in der Formel 1.
Welcher Streckenteil des Red Bull Ring ist für dich die schönste Herausforderung?
Die letzten vier Kurven sind großartig. Hier musst du ganz präzise fahren und erlebst die Kraft der Geschwindigkeit sehr intensiv. Hier ist das Auto am Limit und das mag ich.
Du kommst aus der Formel 1 und fährst jetzt Endurance-Rennen – wie hast du den Umstieg geschafft?
Das war weniger schwierig als erwartet, weil sich Prototyp-Racing massiv verändert hat. Die Langstrecken-Rennen haben heute Sprint-Charakter, mit den Autos kannst du als Fahrer ständig pushen und ans Limit gehen. LMP-Fahrzeuge sind zwar etwas langsamer, aber ich war überrascht wie effizient zum Beispiel der Anpressdruck oder die Bremsen funktionieren. Die Art zu fahren ist deshalb ziemlich ähnlich. Das Schwierigste war eigentlich das geschlossene Cockpit, daran habe ich mich erst gewöhnen müssen.
In der ELMS sind mehr als 40 Boliden gleichzeitig auf der Strecke – wie schwierig ist es, die teils deutlichen Leistungsunterschiede im Rennen richtig abzuschätzen?
Als Fahrer musst du den Verkehr einfach als spannende Herausforderung sehen und das Problem smart und clever lösen. Klar gibt es manchmal schwierige Situationen, aber genau das ist ein wesentlicher Teil dieser Serie, der die Rennen für die Fans besonders macht. Für mich als Fahrer ist es ein ständiges Risiko-Management zwischen Überholen und Crash.
Im Kartsport, in der F1 und in der GP2 warst du ein Einzelkämpfer, jetzt musst du dir das Cockpit teilen... Wie leicht oder schwer fällt dir das?
In der ELMS ist man tatsächlich immer auf der Suche nach guten Kompromissen. Es reicht nicht, das richtige Setup für mich zu finden. Um erfolgreich zu sein, müssen alle Fahrer mit dem Auto zufrieden sein. Wir sind also – positiv – gezwungen, unsere Eindrücke und Verbesserungsvorschläge zu teilen und abzustimmen. Das war für mich eine schöne neue Erfahrung.
Was machst du während der Wartezeit vor deinem Renneinsatz?
Ich bin in der Box und höre mit, was die anderen Piloten über das Fahrzeug sagen. Denn ich will keine Überraschungen erleben, wenn ich ins Cockpit springe. Nur bei einem langen Rennen gehe ich zwischendurch auch mal was essen oder schlafen.
Zum Abschluss: Nenne uns bitte 3 Argumente, warum ein Motorsport-Fan das ELMS-Rennen am Sonntag nicht verpassen sollte.